Text und Fotos von Dr. Harald Schmidt
Am Schlauch des Gates vom Terminal ‚2‘ des Frankfurter Airports hat ein Airbus 330 von Oman Air angedockt. Im grellen Scheinwerferlicht kräuselt sich am Heck der Maschine eine fantasievoll gezeichnete und deshalb geruchlose Schwade des Weihrauchharzes. Der Rauch vom edlen, heiligen Harz, dieser eigentlich sanft-würzige Dunst, wird seit Jahrtausenden für religiöse Rituale in aller Welt verwendet. Er gilt in Oman u. a. als ein Zeichen des Willkommens. Weihrauch hat – ähnlich wie Kupfer der prä-antiken Zeit vor fünftausend Jahren oder Öl und Gas in der Gegenwart – die Zivilisationen im Süden der Arabischen Halbinsel gefördert und gezeichnet. Weihrauch hat im mehrfachen Sinne Wege in die Ferne und in die Zukunft gewiesen. In den zurück liegenden mehr als 45 Jahren führte der Weg via Erdöl im Sultanat Oman vom Mittelalter in die Moderne. Fortschrittliche Ideen verbünden sich mit der Tradition und haben damit Erfolg. Und Sindbad ist dabei…
Der Orient beginnt an Bord
Die fünftausend Jahre alte Kultur im Süden der Arabischen Halbinsel hat seit jeher Menschen im mehrfachen Sinne bewegt. Die sagenhafte Figur von Sindbad oder die Heiligen Drei Könige, die Weihrauchharz, neben Myrrhe und Gold – als die ersten drei heute noch bekannten Arzneimittel der Menschheit – auf Kamelen für das Jesuskind als Geschenk brachten, sind ein Markenzeichen dafür. Handelswege zu Wasser und zu Lande führten nach Europa bis ins westspanische Galicien zur christlichen Pilgerstätte Salamanca oder nach Indien, China und Indonesien. Das ist keine Sage. Archäologische Funde und wissenschaftliche Forschungen belegen dies. Heute kann jeder Gast mühelos ein Beutelchen mit dem edlen Harz im Flieger – vorzugsweise im Großgepäck – mitbringen.
Die Weihrauchbäume mit dem weißen oder gar leicht grünlich schimmernden Harz wachsen heute im Oman in der an Jemen angrenzenden Region Dhofar mit der Hauptstadt Salalah. Seit Jahrtausenden wird das Harz hier geerntet und für verschiedene Zwecke verwendet. Die verunreinigten und qualitativ weniger guten Sorten werden zum Rauch der Weihe, zur Begrüßung und zum Abschied, aber auch für Desinfektion, Schädlingsvertreibung und gute Luft verbrannt. Das weiße oder gar grünlich schimmernde Harz, also das qualitativ beste, ist eigentlich zu schade zum Verbrennen. Es wird in Kosmetik und Arzneimitteln verarbeitet. Die pharmazeutische Forschung arbeitet seit vielen Jahren sehr engagiert für die Krebsbekämpfung mittels Weihrauchharz.
In jedem Haus in Salalah und anderen Orten im Oman kräuseln sich aus Töpfchen die Schwaden des edlen Harzes, das mit Hilfe von etwas Holz- oder Kohle-Stückchen entzündet werden kann. Den rauchenden Willkommensgruß für den Gast hat Oman Air als Zeichen der Gastfreundschaft gewählt. Im Flugzeug darf sich Rauch – wie jeder Zigarettenkonsument weiß – aus Sicherheitsgründen nicht entfalten. Da würden sich die Melder heiß laufen. Symbolisch schlängelt sich der Rauch an aber vielen Stellen an Bord: digital auf Bildschirmen, gedruckt auf Papieren unterschiedlichster Art. Weihrauch wurde das schwungvolle Logo der nationalen ****Fluggesellschaft des Sultanats Oman. „Die vier Sterne wurden von Skytrax, der sogenannten ‚internationalen Verbraucherzentrale‘ für Airlines und Airports, basierend auf weltweiten Fluggastbefragungen bereits vor fünf Jahren an Oman Air vergeben.“ Kann der Fluggast in der Bordzeitung lesen.
Fallen lassen in den Sessel …
Es ist doch auch für Vielflieger immer wieder ein Stress abbauendes Gefühl vor dem Start vor längeren Flügen das Handgepäck endlich verstaut und den Platz eingenommen zu haben. Der Fluggast lässt sich fallen und sitzt. Zumindest dem Autor geht es so. Er sitzt bei Oman Air sehr gut und mit Komfort in allen Klassen. Wer gut sitzt, der gut fliegt. Der ‚Fliegende Teppich‘ im Orient war bekanntlich auch sanft und weich.
Die Sitze in allen Klassen der vor 24 Jahren gegründeten Airline wurden von Medien und Institutionen mehrfach für Komfort ausgezeichnet und werden stolz im Bordmagazin zitiert: in der Economy-Class genießen die Beine Freiheit mit 87 cm und liegen damit über dem Durchschnitt vieler anderer Airlines. Bildschirm am Platz und Handynutzung sind selbstverständlich. Schnell noch eine vergleichende Information aus dem Internet, das vor dem Start empfangen werden kann (Quelle: travelbook.de): Der Abstand zum Vordersitz beträgt auf Fernflügen bei Lufthansa und Iberia maximal 81,3 cm, British Airways maximal 78,7 cm oder Quatar Airways 83,3 cm. Emirates sind mit maximal 86,4 cm dicht an Oman Air dran.
Die Business-Class schlägt jedoch international Rekorde: der Sitz der Airline wurde mehrfach von den Teilnehmern der jährlichen Skytrax-Umfrage zum „Besten Business Class Sitz der Welt“ gekürt. Das muss geprüft werden: die Sitz- bzw. Liegefläche erreicht eine Länge von 2,08 m. Das ist mehr als reichlich für Normalwüchsige, um sich zu strecken. Der Autor betrachtet die Sitz- bzw. Liege-Breite. Sie entspricht etwas mehr der Breite seines ergonomischen Schreibtischsessels im Büro. In ihm sitzt er auch manchmal acht Stunden. Das Beste bei den Business-Class-Sitzen von Oman Air ist allerdings: Mann und Frau sitzen in kleinen Kabinen, die bei Kontakt zum Nachbarn geöffnet oder bei Distanz geschlossen werden können. „Endlich schaut der Nachbar nicht mehr unwillkürlich auf den Laptop, ins Buch oder ins schlafende Gesicht. Wand hoch und der Fluggast ist allein an Bord“, freut sich der Autor. Geräusche wie Schnarchen oder Hüsteln werden gedämpft weitergeleitet.
Es kommt Bewegung in die Service-Crew. Zur Begrüßung wird Dattelkonfekt gereicht, dazu ein arabischer Kaffee, der in arabischen Ländern nach anderer Art als in Deutschland geröstet wird. Er schmeckt milder und soll bekömmlicher sein als deutsche Kaffee-Röst-Produkte.
20 vor 22 Uhr: die Maschine löst sich vom Schlauch, rollt aus dem Scheinwerferlicht des Gates auf die Rollbahn, in die winterlich, nasskalte Dunkelheit des Frankfurter Flughafens. Nicht lange muss sie auf den Minuten genauen Start warten. Sie hebt ab in den unendlichen Dunst des Abendlandes gen orientalischen Sternenhimmel mit morgenländischem Licht …
Sindbad bringt keine Unruhe
Zeit für einen zufriedenen Rückblick vor dem Start: Die Frauen und Männer vom Check-in-Counter kommen vorfristig zu ihren sechs Computern. Die kleine Schlange der vorfristig Wartenden verkürzt sich rasch. Ohne Hektik verläuft später zudem das Boarding. Die Fluggäste gelangen nach ihren aufgerufenen Kategorien zügig, ohne Drängeln in den Flieger. Ein paar Fluggäste, die schubsend Vorteile erlangen wollen, werden höflich gebremst. Ein Qualitätskriterium, auf das andere Airlines weniger achten – auf die Zeit vor dem Abflug. Am Gate von Oman Air fehlt das Wuselige des arabischen Souq (Basar). Wobei diese Märkte in Oman auch von Gelassenheit und Rücksichtnahme beherrscht werden. Ruhe vertreibt Aufdringlichkeit. Das ist angenehm für ausgelaugte Europäer. Märkte im Sultanat heben sich in dieser Hinsicht von Handelsplätzen in anderen südlichen Ländern auf der Welt zumeist wohltuend ab.
Auf der anderen Seite vom Airbus sitzt ein ‚frischer‘ Bekannter – ein ‚Prinz der Wüste‘ mit Gattin. Der Autor muss nachhinein über diesen interessanten Gast beim Einchecken schmunzeln. Dort hatte er ein gemeinsames Erlebnis:
Plötzlich wie aus dem Nichts stürmt durch das leger gefüllte Terminal ‚2‘ ein merkwürdiges Gefährt. Eben weil es so stürmisch wie auf der Flucht zielstrebig seinen Weg bahnt, fällt es auf. Er, der Antrieb und Lenker, ähnelt einem Wüsten-Prinzen: schlank, mittelgroß, in den 40ern, orientalisch gekleidet. Nennen wir ihn „Sindbad“. Nicht in Persona, denn Sindbad ist eine Gestalt aus der Märchensammlung von ‚Tausend und einer Nacht‘, aber siegessicher, optimistisch und kaufmännisch wie wohl dieser. Nennen wir ihn also „Sindbad“. Vielleicht kommt er ja aus der omanischen Hafenstadt Suhar, in der Sindbad der Seefahrer laut sagenhafter Quelle aufgewachsen sein soll; zumindest aus omanischer Sicht. Sindbads Heimat war als Erwachsener nach seinen sagenhaften Seefahrten das heute irakische Basra und Bagdad. Er bereiste sieben Weltmeere und war aus heutiger Sicht ein Globalplayer. Seine mythischen Abenteuer wurden von Seeleuten in Indien, ebenso im Iran und in den Ländern der Arabischen Halbinsel erzählt. Hollywood verbreitete die Geschichten in alle Winkel der heutigen Welt. Der Autor erinnert sich: Ein Abenteuer des Sagenhaften spielt auf einer Insel, die sich als ruhender Riesenfisch entpuppte. Als der vermeintlich feste Boden in die Tiefe des Meeres abtauchte, ertranken die meisten Seeleute auf dieser Fisch-Insel. Hoffentlich bezieht der Sindbad Junior diese Geschichte nicht auf Deutschland.
Doch zurück zu unserem modernen Sindbad. Eiligen Schrittes stürmt er durch die Halle des Frankfurter Terminals ‚2‘. Er schwebt förmlich, obwohl er zwei mit Waren unterschiedlicher Art schwer beladene große Gepäckwägen des Flughafens artistisch bewegen muss. Den einen schiebt er, den zweiten zieht er. Wie der sagenhafte Sindbad seinerzeit auf seinen Schiffen sind diese rollenden Wagen beladen und leiden unter der Schwere ihrer Last: vollgepackt mit allerlei Nützlichem für Haushalt und Geschenke unterschiedlichster Art, Tefal-Kochgeschirr, Reisekoffer, Spielzeug, Schuhkartons, ein Sack, Kleidertüten und oben darauf ein 20 Kilogramm schwerer, 1,50 mal 1 Meter großer XXL-Flachbildschirm. Da konnte sich aber der deutsche Einzelhandel freuen. Den keineswegs nach den Gesetzen der Statik gelagerten Bildschirm auf der Spitze des Gepäck-Berges versucht ein eifriger Begleiter mit arabischen Wurzeln mit einer Hand zu stabilisieren. Eine unsichere Angelegenheit zudem der deutsche Araber in der anderen Hand eine Kollegmappe schwenkt. Dieses Gefährt mit einem Lenker und einem Sicherer bewegt sich im Laufschritt. Der westlich-arabische Betreuer treibt Sindbad noch an, der seine Unsicherheit auf dem deutschen Granit von Terminal ‚2‘ nicht verbergen kann. Warum eigentlich rennen sie? Der Counter hat gerade vorfristig geöffnet und Boarding-Time wird in reichlich zwei Stunden sein. Wer mit voller Ladung fliegt, hat aber viel zu tun. Es gibt vermutlich noch viel zu regeln.
Wartende im Terminal ‚2‘ weichen furchtsam-höflich vor dem rollenden Ungetüm aus. So hat die folgende Ehefrau Sindbads, eine Mittdreißigerin, zwar freie Bahn, aber kann kaum Schritt halten. Zäh kämpft die leicht rundliche Frau, damit der Abstand nicht größer wird. Die große, schwer gefüllte, aber edle Designer-Einkaufstasche von einer weltweit bekannten italienischen Mode- und Markenfirma am Arm behinderte zudem das Schritthalten. Frauen der südlichen Arabischen Halbinsel tragen ansonsten sehr gern derartige Behältnisse – noch bevor sie in Europa chic wurden.
Endlich geschafft. Sindbad atmet tief durch. Alles ist heil angekommen – zwei Wagen, der XXL-Flachbildschirm, Frau mit Tasche.
Sindbad und die Frau tragen im winterlich nasskalten Frankfurt traditionelle Landeskleidung des Omans. Sindbad das knöchellange Gewand in Weiß, die Disdasha, und eine weiße Kappe, die Kumma. Sie die schwarze Abaya von Kopf bis Fuß. Die Kleidung wird also dem Wetter nicht gerecht. Sindbad hatte das Wetter in Deutschland falsch eingeschätzt. Aber deutsche Touristen landen ja auch mit Shorts und T-Shirts. Sindbad und seiner Frau ist es allerdings sichtlich unangenehm kalt. Viele Männer tragen im Oman ein locker gewickeltes Kaschmirtuch als Kopfbedeckung, das Massar. Derartige Tücher werden von Männern – vor allem in den Wüsten – gern locker um den Kopf mitunter inklusive besagter Kappe gewickelt. Das kühlt in der heißen Sonne. Bei Sindbad rutscht diese orientalische Sonnen-Schutz-Kopfbedeckung aus Mangel an Sonne, als Kälte-Schutz tiefer und soll den Hals schützen. Zu alledem kommen winterliche Kleiderstücke aus Deutschland. Wie gut, dass es Freunde gibt. Über den sonnigen Orient hat Sindbad, der als zäh und praktisch denkender Kaufmann im Märchen beschrieben wird, eine Webpelzjacke an und auf den Kopf eine synthetische Webpelzmütze auf die orientalischen Kumma gesetzt. Beide winterlichen Kleidungstücke hatten bereits ihre beste Zeit. Der Norden schützt in diesem Fall den Süden. Seine Frau ist ähnlich exotisch mit einem Mix aus Europa, Wüste, Arabien bekleidet. Auf der schwarzen Abaya hängt eine dicke Wollstrickjacke mit norwegischem Muster und um die Lenden ein dickes Wolltuch. Den Kopf ziert eine Mütze mit einer großen Bommel. Da hat wohl ein hilfsbereiter Mensch seine Altkleidersammlung geöffnet. Aber besser schlecht gekleidet als in deutsche Kälte gut gefroren. „Wenn wir morgen im warmen Muskat mit 32 Grad plus – einem Unterschied von 30 Grad – landen, wird es uns ähnlich in Umkehrung ergehen. Aber Kleidung abwerfen ist leichter …“, denkt der Autor.
Wie aus dem Nichts kommt auf die Counter-Mitarbeiter eine echte Bewährungsprobe zu. Die Mädels und Jungs sehen das wilde Transportmittel direkt auf sich zukommen. Doch sie lassen sich nicht aus der Ruhe bringen. Sie lotsen es auf den zweiten roten Teppich mit dem Welcome für die Business-Class. Der gut integrierte Guide mit arabischen Wurzeln, bekleidet mit gutbürgerlichem Anzug und Winterjacke inklusiv echtem Pelz, hatte Sindbad offenbar über den deutschen Ozean, in dem häufig der Service ertrinkt, gelenkt. Doch am Counter von Oman Air läuft die Sache nahezu ohne ihn ab. Vorausschauend rückt zur Verstärkung eine Counter-Kollegin am plötzlich mit Gepäck der Sindbad-Truppe überfluteten Schalter an. Mit vereinter Kraft aller Beteiligten wird der Berg an Mitbringsel ohne Abenteuer in Ruhe abgebaut.
Sindbad schwitzt wie in der Wüste. Der Frost von Frankfurt wird mit der Kunstpelzjacke abgelegt. Die Kunstpelzmütze behält er sicherheitshalber noch. Sindbad muss allerdings noch weiter kämpfen. Counter für sperrige Gepäckstücke, Zollformalitäten und Sicherheitskontrollen mit viel Handgepäck wird er noch absolvieren.
Sindbad schafft das offenbar sagenhaft. Fast zur gleichen Zeit wie der Autor kommt er in die Lounge, um ein Käsesandwich und etwas grünen Salat zu verzehren. Nach der Aufregung löscht ein Glas Saft den Durst. Die militärisch ausgerichtet stehenden Schnaps- und Rotwein-Flaschen, der Weißwein und Champagner in der Eisschüssel und sogar das kühle Bier lassen ihn kalt. Wer weiß, Allah sieht auch auf den Airport Frankfurt alles.
Maskat und weiter …
Der Autor ist am Check-in an der Reihe . Das Mädchen am Counter mit der türkisfarbenen Kostümjacke betrachtet das elektronische Ticket ausgedruckt am heimischen Computer: „Sie fliegen nur bis Maskat?“ Der Autor bejaht. „Oh das ist schön für uns.“ „Auch schön für mich …“ Gibt der Autor die Höflichkeit retour. Beim Einchecken wird der Grund der rhetorischen Frage deutlich. Viele Gäste nutzen den günstigen und komfortablen Flug mit Oman Air, um in Maskat sich wieder in die Lüfte zu anderen Zielen nach Asien oder Arabiens zu erheben. Ein älteres Paar, sie blond, er grauhaarig, folgt dem Autor. Für das Seniorenpaar ist der Flug mit Oman Air attraktiv, um weiter nach Sri Lanka zu einem Wellness- und Gesundheitsurlaub zu fliegen. Sie tun dies offenbar häufig, denn sie sind am Counter bereits bestens bekannt.
Verlockende Düfte des Orients
Die Gedanken werden angenehm irritiert. Eine Stewardess geht vorbei. Es ist in diesem Moment weniger die attraktive Frau, die Aufmerksamkeit erregt. Vielmehr ist es der wirklich angenehme Duft, den sie sanft wie einen zarten Schleier unaufdringlich nach sich zieht. Der Autor erkennt diesen Geruch. Der Hauch ist leicht würzig, mit Sandelholz, dazu mit Phantasie etwas Weihrauch. Die Dame liebt es herb-würzig. Es könnte ein ‚Amouage‘-Parfüm sein. Richtig – ein späterer Waschraum-WC-Besuch im Flieger bestätigt die Vermutung. Zwei kleine Fläschchen spenden männlichen oder weiblichen Wohlgeruch auf die vom Flugzeug erwärmte Haut.
Es ist nicht nur ein Klischee: zum Orient und speziell zum Sultanat Oman gehören betörenden Düfte wie im Märchen aus ‚Tausend und einer Nacht‘. Es ist die Geschichte von einer Verbindung des märchenhaften Orient und der Moderne. Das Parfüm ‚Amouage‘ hatte Sultan Qabus ibn Said vor vielen Jahren von französischen Spitzen-Parfümeurs in Oman kreieren lassen. Wie auf anderen Gebieten wollte er nach seinem Machtantritt mit modernen Ideen das damals mittelalterliche Land verändern und behutsam mit Tradition in die Zukunft führen. Das betraf offenbar auch die schweren orientalischen Düfte. Ein Märchen – fast, könnte der Gast denken. Diese Parfüms vereinen das Beste vom Besten, teure Essenzen aus der Natur der Region – so wie es im Orient eben Brauch ist. In Oman duften seitdem die vielleicht besten Parfüms der Welt. Die Preise der 100-Mililiter-Flacons liegen zumeist zwischen 240 und 480 Euro. Aber es gibt kleinere Abfüllungen und Probefläschchen des edlen orientalischen Duftes. Die Duft-Auswahl der Damen- und Herrendüfte, der Uni-Sex-Duft sowie ein Fülle von Hautpflegemitteln aus diesen edlen Essenzen. Die Flacons zeigen gleich äußerlich, zu welchem Geschlecht sie gehören wollen: halbrunde Kappe wie die Kuppel einer Moschee wird Damen empfohlen. Mit einem Verschluss ähnlich dem Griff eines traditionellen Krummdolches, der zu Festtagen als Schmuck am Gürtelgetragen wird, locken die Fläschchen die Männer. Männer lassen sich mit dem leichten Duft verführen – passiv, aber auch aktiv. In einer Quaste, ein kleines Wollfadenbüschel, das um den Hals gehängt vor der Brust baumelt, tragen sie den Wohlgeruch immer am Körper.
Düfte ziehen in mehrfacher Hinsicht an. Die Männer des Omans verwenden die edlen Duftwässerchen in diesem Sinne. Säuerlicher Schweißgeruch wie im europäischen Sommer wird nicht akzeptiert.
Zwar werden einige dieser Amouage-Düfte im Berliner KaDeWe (Kaufhaus des Westens), bei einer Kosmetik-Kette und über große Versandhandelskonzerne verkauft. Aber das Produkt aus den Händen des Herstellers, unterstützt mit einer individuellen Beratung, wertet diese Luxusware auf. Zudem gibt es das komplette Sortiment beim Produzenten. Die Zusammensetzung dieser Parfüms, die gegenwärtig nach dem Morgenland zunehmend das Abendland ‚er-duften‘, ist verständlicherweise Staatsgeheimnis und hat Tradition. Wir sprechen gern über Düfte, aber nicht über ihre Herstellung hatte damals Aisha – eine Rosenpflückerin im Gebirge dem Autor erklärt.
Die wertvollen Wässerchen fließen in der ‚Amouage‘-Parfüm-Manufaktur errichtet auf Wüstenboden unweit vom Flughafen. In einem flachen, aus weißem Stein im Bungalowstil erbauten Komplex wird der Gast in angenehm gekühlten Räumen mit warmem Licht warmherzig wie ein Gast des Sultans von freundlichen jungen Frauen empfangen.
Einem Crash-Kurs zum Thema ‚Who is Who unter den Parfümen‘ folgt einer zur Herstellung. Durch Panoramafenster kann jeder (Parfüm-)Schnüffler den Produktionsprozess vom Rohstoff, den Kräutern und Blüten, dem Gewinnen der ätherischen Öle durch Destillierapparate, Zentrifugen und Pressen, ihrem Ruhen und Lagern in Stahlzylindern bis zum Abfüllen verfolgen. Das Abfüllen und Etikettieren per Hand (!) wird großartig zelebriert. Mädchen und reifere Männer sitzen an langen Tischen. Es darf fotografiert werden. Das macht sich gut bei den farbigen Fläschchen. Die Technologie des Mischens bleibt selbstverständlich verdeckt. Dann ist Schauen und Riechen erwünscht. Kaufen muss nicht sein. Ein ruhiges Fluidum – ein duftiges Erlebnis der angenehmen Art erinnert sich der Gast an seinen ersten Besuch in der Manufaktur Amouage.
Wieder werden die Gedanken unterbrochen. Doch jetzt erfreuen aus den Bordküchen allmählich andere verführerische Gerüche.
Wüsten-Gemüse in der Höhe
Das Essen wird serviert. Wer will, der kann den gastronomischen Weg in den Orient während der Reise zum Orient fortsetzen. Neben Speisen der internationalen Küche wird ein arabisch-omanisches Menü angeboten. Das Wüsten-Gericht ist durchaus verlockend: Omanisches Hühnchen auf Wildreis mit scharfem geröstetem Wüsten-Gemüse. Wer es international mag, der kann sich zwischen Gnocchi, mit karamellisierten Kürbis und Beeffilet oder gebratenem Fisch, Fenchel, schwarzen Oliven Ragout und braunem Reis entscheiden. Als herzhafte Vorspeise – es sind Kostproben verschiedener Wüstenspeisen – wird arabische Mezze mit Schafskäse, warme Teigtaschen und Kichererbsen Brei empfohlen. Als Dessert wird entweder omanische Käseplatte oder warmer Schokoladenkuchen mit Vanilleeis oder Obst gereicht. Ein arabischer Kaffee, Minze-Tee mit Honig oder Mokka gehören dazu.
Der Zufall will es. Sindbad sitzt auf der anderen Seite. Er hat keinen großen Appetit. Ein Glas Cola, einen arabischen Kaffee und ein paar Gabeln vom Wüstenessen. Das reicht ihm. Er ist erschöpft vom Transport der Einkäufe in Deutschland. Schnell noch das Dessertschälchen auslöffeln. Süßes muss sein. Dann klappt er die Wand seiner Kabine zu und sinkt geschafft in den Sessel, den er rasch mit Knopfdruck in eine Liege umwandelt.
Saudi Arabien von oben
Zeit vergeht wie im Fluge. Die Nachtruhe ist kurz denn beim Flug gen Süd-Osten weckt die Sonne bald wieder. Doch es gibt im Moment weniger Bekanntes zu sehen nachdem der Flieger den Kurs über Österreich, Tschechien, der Slowakei, Ungarn, Rumänien, Bulgarien, Türkei, Libanon, Jordanien als Nachtflug zurückgelegt hatte. Die Bildschirme zeigen die aktuelle Wegstrecke vom Beginn über die Arabische Halbinsel an. Der Blick aus dem Fenster und die gesendeten Bilder der laufenden Außenbordkamera lassen die wachen Gäste von der Landschaft des relativ unbekannten Saudi-Arabien von Oben verzaubern. Auf physikalischen Länderkarten wird diese Fläche zumeist gelb abgebildet. Doch die Realität ist spannend: Eine stark zerklüftete Berglandschaft mit tief eingeschnittenen Täler, ausgetrockneten Flussbetten. Die Farbpalette dieser Mischung aus Bergen und Wüsten enthält wohl alle Gelb- und Braun- und sogar Grau-Töne. In dieser einsamen Region sind kleine Dörfer zu erkennen. In einigen Tälern fallen größere und kleine weiße Flächen auf. Wie Perlen verstreut von einer gerissenen Kette liegen sie unter dem Flieger. Ist das Schnee auf den Bergen? Schnee in Tälern? Kann nicht sein. Nein, das sind Salzseen.
Bei den Bildern von Zentral-Arabien von Oben fehlt die Farbe Grün. Der Flieger nähert sich dem tiefen Dunkelblau vom letzten Teil des Persischen Golfs mit Blick auf die bizarre Küste der südlichen Arabischen Halbinsel, weiter über die in die Straße von Hormuz hineinragenden Spitzen der Halbinsel Musandam. Gleich kommt der Golf von Oman.
Delphine, Fossilien, ‚gepickte‘ Bilder
Der Autor erinnert sich an eine Oman-Reise ein paar Jahre zuvor: Musandam mit der Spitze ist strategisch immer noch eine wichtige Halbinsel und war deshalb bis vor zehn Jahren militärisches Sperrgebiet. In traumhaft südländischen Fjorden – wie in Norwegen, aber anders, südlich eben – tummeln sich Delphine und begleiten die mehr oder weniger historische Boote, die Dhau, durch die Buchten.
Die bis zu 2.087 Meter hohen Berge des Hadschar Gebirges fallen mitunter steil ins Meer. Im festen Sandgestein und verbunden mit schwarzer Vulkanlava, hat sich der ehemalige Meeresgrund seit Jahrtausenden aus vielen Kilometern Tiefe zum Bergplateau hoch geschoben. Hier haben sich Zeichen der Vergangenheit verewigt. 200 Millionen Jahre alte Fossilien – Muscheln, Krebse, Schnecken, Ammoniten, Seeigel, Seepferdchen, Seeschlangen u. a. sind für die Ewigkeit integriert und belegen die erdgeschichtlich bewegte Küstenlandschaft. Das begeistert nicht nur Fossiliensammler und Geologen. Es sieht einfach schön aus: das Weiß im schwarzen Gestein.
Noch eine kurze Geschichte zur Geschichte in dieser Region der Spitzen: Geheimnisvolle 2.000 Jahre alte Felszeichnungen auf einem Bergplateau wurden nicht geritzt, sondern in Felstafeln mit spitzen Steinen gepickt bzw. gepunktet. Auf dem hellen Stein mit dunkler ‚Haut‘ heben sich die weißen gepickten Bilder ab: Menschen in verschiedenen Posen, Hirsche, die Oryx-Antilope, die nahezu ausgestorben war und heute in Oman nachgezüchtet wird. Die Bilder sind relativ jung, aber aus einer Zeit als die Menschen hier noch keine Schriftsprache kannten. Die Methode des Pickens wird relativ selten entdeckt. Die Bilder waren zum Lernen und Spielen für die Kinder vor 2.000 Jahren gedacht. Es waren, so die aktuelle Forschung, keine rituellen Bilder, sondern ein steinernes Schulbuch.
Die weiße Stadt in der Wüste
Maskat wird erreicht – Landeanflug. Eine weiße Stadt umgeben und durchwachsen von Bergen und Hügeln. „Die neuen Stadtteile wie der Flughafen verdrängen die Wüste. „Maskat ist umgeben von 82 Wüsten“, hatte Freund Saquer, der in Maskat wohnt und arbeitet, beim letzten Besuch erzählt. Die eigentliche alte Stadt liegt wohl behütet in einer breiten Schlucht umgeben von hohen Felsen, die eben bis zum Meer ‚fallen‘. „Maskat heißt übersetzt „fallen lassen“. „Vermutet wird, dass „Fallen lassen“ sich auf den Jahrhunderte alten Ankerplatz oder auf die ins Wasser eintauchenden Felsen beziehen könnte“, erklärt Saquer. Es gibt auch eine süffige Deutung nach dem süßen Wein der Muskatellertraube von den Portugiesen. Diese Deutung ist eher unwahrscheinlich, vielleicht etwas weit aus Portugal hergeholt.“ Ja, die Portugiesen waren auch schon hier – als sie noch einen starke globale Handelsmacht waren. Wie der Autor später im neuen, erst im Sommer 2016 eröffneten Nationalmuseum in Maskat gegenüber vom Sultanspalast erfährt.
Flughafen in der (ehemaligen) Wüste
Der Airbus landet am frühen Morgen bei hellem Sonnenlicht. Sindbad Junior wirkt zwar entspannt, noch etwas verschlafen. Die Nacht war ja auch kurz. Er schreitet gefolgt von seiner Frau die Gangway hinunter. Unten wartet auf der Rollbahn neben dem Airbus ein nagelneuer, mittelgroßer Reisebus. Sein marineblauer Lack funkelt in der Sonne. Das Volk – sprich die Großfamilie und Freunde – jubelt wie vielleicht zu alten Zeiten. Wie ein Prinz wird der heutige Sindbad von der kleinen jubelnden Menge begrüßt. Eine Gruppe von 15 Menschen strahlt wie die Sonne. Sindbad Junior kommt von der Reise mit prächtigen Schätzen. Nacheinander nehmen die Lieben sich in die in ihre Arme. Sindbad lächelt. Längst sind die Gefahren des kalten, dunklen Winters im fernen Deutschland durch die Wärme des Orients verdrängt. Viele Gefahren musste Junior wie Sindbad der Sagenhafte trotzen – dem Alkohol, dem Absturz des XXL oder dem Zoll … Die Jacke aus Webpelz hat er längst nicht mehr. Weiß leuchtet der weiße Kaftan, als freue er sich, sein unschuldiges Weiß in der arabischen Sonne leuchten zu lassen. Doch auf dem Kopf – oh weh, hängt noch die schwarze Mütze auf der omanischen Kappe. Sie diente während des Fluges als Kissen. Nun ist sie mit Sindbad verwachsen. Abrupt wird das Umarmen unterbrochen. Auf dem Gepäck-Transportband wird der XXL-Bildschirm aus dem Bauch des Fliegers bewegt. Noch lebt er. Doch es sind ja nur ein paar Meter. Der Bildschirm wird von den Arbeitern gleich zur Sindbad-Gruppe getragen. Sicher ist sicher …
Der Morgen lässt für Europäer die Temperatur-Differenz Frankfurt zu Maskat nicht allzu groß werden – nur etwa 25 Grad Plus-Differenz. Eine rasche Akklimatisierung lässt hoffen. Mittags werden noch 5 Grad dazukommen. Ein zarter Wind bewegt die Luft und kühlt angenehm.
Das weitere Gepäck wird gleich im Bus verstaut. Vielleicht ist Sindbad doch ein Prinz der Wüste – wer weiß? Kaum beladen rollt der Bus mit Prinz und Gefolge in die Heimat auf das Land oder in eine moderne Stadtwohnung, in der bisher kein XXL Flachbildschirm stand. Auf Wiedersehen – Sindbad.
In der Empfangshalle zeigen die Behörden von Oman, wie Bürokratie verringert werden kann. Europäer brauchen ein Visum. Wer die kleine Gebühr in Dollar bereithält bekommt den Stempel mit kurzem Anstehen in fünf bis zehn Minuten. Das ist, ehrlich gesagt, eine flotte Arbeitsweise. Flughafengebäude und Umland sind noch nicht ganz fertig. Der Bau-Boom ist noch voll im Gange. Der Flughafen als solcher wurde 1972 weit außerhalb von Maskat gebaut. Ringsherum waren nur Wüste und Hügel. Vor vier Jahren wurde die Landebahn für künftige Airbus-Serien erweitert und 2017 soll das neue Abfertigungsgebäude übergeben werden. Bereits jetzt wird der Flughafen von der Stadt umzingelt.
Wasserkunst und Gasfackeln
Ziel des Autors ist das moderne Grand Hotel Hormuz – Luftlinie maximal zwei Kilometer vom Airport entfernt. Die Landschaft hier – ein Delta der Wadis mit denn Wassergewalten zur Regenzeit und Bergen – bestimmen den Bauplan von Gebäuden und Straßen. So wird der reale Weg weiter. Zu Fuß ist bei den Temperaturen und ohne Fußweg der eigentlich nahe Gang unmöglich. Doch in knapp zehn Minuten auf den nahezu kreuzungsfreien und ebenen, die Hügel durchschneidenden Straßen, ist die Luxusherberge, mit allem was der Gast braucht und mancher nicht braucht, erreicht.
Das Grand Hotel Hormuz (www.quorvuscollection.com/hormuz-grand-hotel) – benannt nach der gleichnamigen Meeresstraße im Persischen Golf, die die omanische Spitze, die Halbinsel Musandam umspült, trägt seinen Namen zu Recht. Geologisch ist auf Musandam an der Hormuz Meeresstraße alles Spitze. Das Vier-Sterne-Hotel ist es hinsichtlich Ausstattung, Gastronomie, Service und Sauberkeit ebenso.
Maskat bedeutet wie gesagt „Ort des Fallens“. Das bezieht der Gast heute auf angenehme Verhaltensweise: einfach mal in der Ruhe fallen lassen …
Ein Hotel-Garten auf kleinstem Raum vermittelt Kühle und Ruhe. Draußen nahe dem Hotel wird fleißig gebaut. DHL hat sein Bürogebäude bereits bezogen, die Bank von Oman und die Polizeischule ebenfalls: Letzteres Gebäude erinnert an eine omanische Burg. Geschäftsgebäude haben abwechslungsreiche moderne Fassaden, aber halten sich in punkto Höhe und Auffälligkeit in Grenzen – nicht wie anderswo am Golf. Auffällig ist, dass viele Gebäude sich auf Hügeln befinden, umgeben von Wadis, ausgetrockneten Flussbetten. Zur Regen- bzw. Monsunzeit tobt hier eine Wasserschlacht. Wehe, wer dann dem Wasser im Wege steht, dem lässt Wasser seine Kraft spüren. Vorbeugend werden deshalb Straßen über Brücken und durchlässige, große Rohre gebaut, damit das Wasser aus den Bergen, vom Regen oder hoch gedrückt vom Meer freien Lauf hat, zu- und abfließen kann.
Im Garten vom Grand Hotel Hormuz neben dem diskret versteckten und kaum genutzten Swimming Pool gibt es sanft fließendes Wasser, Springbrunnen, kleine Wasserfälle. Fontänen sprühen Wasserberieselung mit einem nahezu hypnotisierenden Ton. Dazwischen Grün, Blüten und Palmen – nachempfundene arabische Wasserkunst – ein Platz des Verweilens bei einem arabischen Kaffee mit Dattelkonfekt oder einer kalten oder warmen Mezze mit verschiedenen arabischen pikanten Häppchen zum Stillen des kleinen Hungers. Wie war das mit dem Namen von Maskat? Ja richtig ein Ort des Fallenlassens … Für die ‚befristeten Flüchtlinge mit Visa‘ aus dem nasskalten winterlichen Norden ist nach der durchgeschlafenen, aber kurzen Nacht im Flieger Entspannung erlaubt. Und am Abend fahren sie in den Souq von Mutrah, kaufen Düfte und Weihrauch …
Anschließend am Abend bei der arabischen Wasserkunst sorgen einige hundert Windlichter in kleine arabische Metall-Laternen und Gasfackeln, besser gesagt Gasschüsseln, auf dem spiegelglatten, künstlichen See für eine Atmosphäre wie in „Tausend und einer Nacht“. Neben den Sternen am Boden steigert ein klarer Sternenhimmel den Sehgenuss. Geschichten aus der Kinderzeit über „Sindbad“ oder die Märchen von Wilhelm Hauff vom „Kleinen Muck“ oder „Kalif Storch“ kommen in den Sinn. Ein schöner Garten in der Wüste – ist das nicht märchenhaft? Das zarte plätschern der kleinen Wasserfälle liefert eine dezente Hintergrundmusik. Da bedarf es keinen Bar-Pianisten.
Für den morgigen Abend hat der Autor Karten für das Königliche Opernhaus, einen Palast der Musen in der Wüste Online gekauft. Beethovens Neunte steht im Programm. „Freude, schöner Götterfunken, Tochter aus Elysium …“ Und das in der Wüste. Wie nah sind doch Morgen- und Abendland.
Gedanken am Ziel
Der Weg bei einer Reise in die Ferne kann zugleich ein Ziel sein. Gewiss das ist heute nicht immer möglich. Weite Strecken werden zumeist mit dem Flieger sitzend zurückgelegt. Doch die sieben bis acht Stunden Flugzeit von Frankfurt nach Maskat in Oman können durchaus ein orientalisches Vorspiel sein.
Das Sultanat Oman ist eines der wenigen Länder auf der Arabischen Halbinsel, in denen Frieden herrscht. „Oman ist ein sicheres Land“, sagen alle Reisenden und die Tourismusmacher wie die Tourismus-Staatsekretärin H. E. Maitha Saif Al Mahrouqi. Westlich orientierte Frauen können allein das Land bereisen ohne angepöbelt zu werden. In Oman ist der Gast heilig.
Oman ist fast so groß wie Deutschland, hat aber nur drei Millionen Einwohner. Als Sultan Qabus ibn Said vor 46 Jahren durch eine unblutige Palastrevolution 1970 an die Macht kam, hatte er das Land im tiefsten Mittelalter geerbt. Zwei Schulen, selbstverständlich nur für Jungen, gab es damals. Heute gibt es nicht wenige Doktorantinnen und Professorinnen. Bildung und Förderung von Kultur und Wissenschaft, der Aufbau einer traumhaften Infrastruktur, führten zu einem modernen Land, auf das wohl viele Omani stolz sind.
Fakten zu Oman Air
Die Adresse ‚Oman‘ ist auf der Karte des Welttourismus noch relativ jung. Erste Touristen-Visa gab Oman im Jahr 1991 aus. Aber kaum einer kam damals wegen des Golfkrieges. So richtig begann sich der Tourismus im Oman allerdings erst vor etwa 15 Jahren mit Schwung zu entwickeln. Heute findet fast jeder größere und kleinere mittelständische Reiseveranstalter Europas, fast jeder Berg-, Tauch- und Wanderspezialist seine Wege und Ziele im Sultanat Oman. Aus Kreuzfahrtschiffen fließen Ströme tausender Tagestouristen in Maskat, der Haupt- und großen Hafenstadt, oder in Salalah, der zweiten Residenz von Sultan Qabus ibn Said, und dem Tor zur landschaftlich interessanten Ar Rub Al Khali Wüste.
Charterflieger kommen von europäischen Zielen im Direktflug. Die bewegte Gesellschaft zwischen Märchen und Moderne des Orients lockt. Hinsichtlich Service dürften die Charterflieger keine Gefahr für Oman Air mit den modernen Maschinen, der guten Bord-Gastronomie und dem frisch-jugendlichen Personal werden. Oman Air wird immer bekannter durch Pünktlichkeit, ausgezeichnete Ausstattung und Service sowie ein harmonisches Preis-Leistungsverhältnis. Die Airline wurde mit dem ersten Platz beim Leser-Ranking des Magazins ‚Reise & Preise‘ ausgezeichnet für die „Beste Economy Class“. Die luxuriöse Business Class mit Flachbettsitzen übertrifft die First Class Produkte vieler Fluggesellschaften. Die First Class bietet die längsten Flachbettsitze der kommerziellen Luftfahrt in Mini Suiten für höchsten Komfort und Privatsphäre. Als erste Fluggesellschaft der Welt hat Oman Air sowohl Handynutzung als auch WLAN-Internet während des Fluges in allen Klassen möglich gemacht, und damit Luftfahrtgeschichte geschrieben.
Obwohl Oman als Reiseziel gegenwärtig sehr stark im Gespräch ist, beträgt der Anteil des Tourismus am Bruttosozialprodukt nur etwas über drei Prozent. Angezielt werden fünf Prozent. Öl und Gas sind mit einem Anteil von etwa 90 Prozent immer noch die entscheidenden Faktoren und sorgen noch für sprudelnde Einnahmen.
Oman Air bedient insgesamt 34 Flughäfen in 20 Ländern und fliegt in der Golfregion zu 9 Destinationen, ferner nach Kairo, Beirut oder Amman, zu 11 Zielen in Indien, außerdem nach Pakistan, Bangladesch, Nepal und Sri Lanka. In Asien werden außerdem Thailand Malaysia, in Afrika Sansibar und Dar Es Salaam in Tansania angeflogen. Letztere Verbindung beruht übrigens auf einer langen historischen Bindung. Bereits im 10. Jahrhundert wurden auf Sansibar arabische Händler ansässig. 1840 beschloss der Sultan von Oman seinen Hof nach Sansibar zu verlegen. Traditionelle Verbindungen, die heute mit Oman Air wieder gepflegt werden. Ziele in Europa sind Frankfurt, München, London, Mailand, Paris und Zürich.
Die Verbindungen nach Asien werden verstärkt
Gesundes Wachstum ist das Ziel. In der englischsprachigen Zeitung ‚Times of Oman‘ konnte der Autor an Bord zeitnah lesen, dass der Geschäftsführer von Oman Air, Paul Gregorowitsch, in China einen Vertrag unterzeichnet hat. Die relativ junge, im Jahr 1993 gegründete Oman Air entwickelt sich zu einer der am schnellsten wachsenden Fluggesellschaften der Welt. Ziel von Oman ist es, den Flughafen Maskat zu einem bedeutenden, internationalen Drehkreuz auszubauen.
Trotz Wachstum ist Massentourismus nicht gewollt. Dafür sorgt bereits das Preisgefüge. Oman ist kein sogenanntes Billigferienziel. Qualität in allen Bereichen ist gefragt. Deshalb sind alle Touristen willkommen, „… die einen anspruchsvollen Geschmack für ein anderes und einmaliges Erlebnis suchen. Wir freuen uns auf Gäste, die neugierig sind auf Innovation, einem reibungslosen Mix aus Tradition und Moderne.“, sagt zum Abschied die Staatssekretärin für Tourismus H. E. Maitha Saif Al Mahrouqi. Recht hat sympathische junge Frau – neugierig sollte der Reisende immer sein, aber besonders und in mehrfacher Hinsicht auf das exotische, vielfältige, moderne Land, das Sultanat Oman.
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Fotos © Harald Schmidt